Am letzten Dienstag haben wir im Rahmen der Veranstaltungsreihe WIR in Wiesbaden einen SchLAu-Workshop für alle Interessierten angeboten.
Als Kooperationspartner_in hatten wir das frauen museum wiesbaden gewonnen, welches mit der aktuellen Fotoausstellung von Zanele Muholi einen ganz wunderbaren Rahmen bot.
Zu unserem Workshop waren alle interessierten Wiesbadener_innen eingeladen, uns mit unserem Antidiskriminierungs- und Aufklärungsprojekt einmal kennenzulernen. Zusätzlich hatten wir Kommunal- und Landespolitiker_innen eingeladen, sich selbst ein Bild zu machen und einen SchLAu-Workshop einmal live mitzuerleben. Der Einladung gefolgt waren der Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher der Grünen Mathias Wagner sowie Gesundheitsdezernent Axel Imholz, der von Stadträtin Christa Knauer vertreten wurde. Darüber hinaus hatten sich noch weitere rund zwanzig Gäste eingefunden, die mitmachten.
Los ging es mit ein paar Regeln, die den Workshop begleiteten, wie wir sie auch in den Schulen anwenden: „Handys ausschalten“, „Sich gegenseitig ausreden lassen“, „Niemand wird ausgelacht“, „Alles kann gesagt werden, aber nichts muss“, „Jede_r spricht nur für sich selbst“ und „Alles bleibt im Raum“. Auf die sonst in den Schulen übliche Regel „Es gibt keine Noten“ verzichteten wir. Die Regel „Alles bleibt im Raum“ hielten wir etwas offener im Hinblick auf die Tatsache, dass auch der eine Journalistin für den Wiesbadener Kurier teilnahm (Hier geht’s zum Artikel).
Als nächstes folgte unser JA/NEIN-Spiel, bei dem es darum geht, sich je nach Aussage auf den entsprechenden Feldern zu positionieren. Zurück im Stuhlkreis reflektierten wir, bei welchen Aussagen uns eine Zuordnung leichter fiel und wo wir uns schwer taten. Und welche Rolle spielen die anderen? Sehen wir Erwartungshaltungen, bilden wir uns Erwartungen ein? Inwieweit bestimmen sie unser Handeln?
Im Anschluss befassten wir uns mit Begriffen: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Transsexualität, Transgender und Transvestid? Was ist eine Regenbogenfamilie? Was hat es mit dem Paragraf 175 auf sich? Und wie erklärt man den Unterschied zwischen Akzeptanz und Toleranz? Hier nur einige der Fragen, die wir in der Gruppe gemeinsam beantworteten. Nachdem wir uns Klarheit über die verschiedenen Begriffe verschafft hatten, reflektierten wir, wozu das nun nutze. Erstmal war es nicht ganz einfach, nach einem langen Tag unter der Woche abends theoretische Diskussionen darüber zu führen, warum Akzeptanz und Toleranz zwei verschiedene Paar Schuhe darstellen sollen. Aber im Verlauf der Diskussion wurde uns auch klar, dass wir nur miteinander reden können, wenn wir alle wissen, worüber wir reden und was hinter diesen Begriffen steht. Begriffe sind nicht zuletzt die Basis, auf der wir miteinander kommunizieren. Und ohne Basis – kein Austausch.
Dann folgte das Herzstück unserer SchLAu-Workshops. Der biografische Teil. Wir boten Gelegenheit zum Fragenstellen. Wie war das eigentlich mit euren Coming-Outs? Spielt es im Beruf eine Rolle für euch? Fühlt ihr euch überall akzeptiert? Das waren nur einige der Fragen, die gestellt wurden, und auf die wir antworteten. Hierbei ging es uns darum, mit unseren Beispielen einen Verlauf zu skizzieren, unsere Erfahrungen zu teilen, wie ein solches Coming-Out verläuft und was daran manchmal ganz schön kompliziert und was daran einfach sein kann. Unsere Botschaft: Es zählt vor allem, wie offen und akzeptierend das jeweilige Umfeld ist. Nur so geht es. Und genau mit dieser Idee gehen wir auch an die Schulen: akzeptiert euch, wie ihr seid, geht respektvoll miteinander um, stellt euch Fragen, wenn ihr welche habt und grenzt nicht aus. Nur so funktioniert das Miteinander in der Schule. Und nur so funktioniert es in der Gesellschaft.
Nach etwa zwei Stunden reflektierten wir gemeinsam die Erfahrungen dieses SchLAu-Workshops. Jede_r Teilnehmer_in erklärte, was ihm_ihr gefallen hat, was nicht so gefallen hat/besser gemacht werden könnte und was er_sie für sich mitnimmt.
Für uns war es ein voller Erfolg. Wir hatten sehr viel Spaß in dieser Runde und danken allen, die mitgemacht und dies ermöglicht haben. Auch wir haben neue Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt! Wir nehmen alle Erfahrungen und Anregungen mit und arbeiten auch weiterin daran, Wiesbaden SchLAu zu machen.
Zum Projekt:
Gemeinsam mit der AIDS-Hilfe Wiesbaden bieten wir das Antidiskriminierungs- und Aufklärungsprojekt seit 2012 in Wiesbaden und Umgebung an. Mehr Infos findet ihr hier.